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Strandzugang auf Sardinien: Reservierungspflicht und Zugangsbeschränkungen nehmen zu

Sardinien gilt mit seinen türkisblauen Buchten und unberührten Stränden als wahres Paradies – doch um diese Schönheit auch künftig zu bewahren, greifen Behörden zu immer strengeren Maßnahmen. Immer mehr Strände auf der italienischen Mittelmeerinsel sind nur noch mit vorheriger Reservierung zugänglich – teilweise kostenpflichtig und mit strengen Besucherlimits. Das ist tatsächlich nicht neu, sondern wird schon seit ein paar Jahren so umgesetzt und es kommen stark gefährdete Strände hinzu.

Die gute Nachricht ist, dass die meisten Strände an Sardiniens Küste immer noch kostenfrei besucht werden können.

Der Natur eine Chance zur Erholung geben oder unnötige Einschränkung?

Ob solche Regelungen als Bevormundung oder Einschränkung empfunden werden, hängt stark vom persönlichen Blickwinkel ab – hier spielen individuelle Freiheitsvorstellungen, Umweltbewusstsein und touristische Erwartungen eine zentrale Rolle. Schauen wir uns beide Seiten differenziert an:

Argumente, warum es keine Bevormundung ist

1. Schutz eines empfindlichen Ökosystems
Viele der betroffenen Strände – wie Cala Goloritzè oder La Pelosa – sind ökologisch besonders sensibel. Ohne Zugangskontrollen drohen irreversible Schäden durch Erosion, Müll, Trampelpfade oder Sandverlust. Die Maßnahmen dienen dem Erhalt eines Naturerbes, nicht der willkürlichen Einschränkung.

2. Tourismusverträglichkeit und Qualität
Begrenzte Besucherzahlen sorgen oft für bessere Erlebnisse: weniger Gedränge, sauberere Strände und mehr Ruhe. Viele Menschen empfinden das sogar als Serviceverbesserung, nicht als Einschränkung.

3. Fairness und Vorhersehbarkeit
Digitale Buchungssysteme ermöglichen gerechteren Zugang für alle, statt „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Auch kleinere Besuchergruppen oder Familien können so planen, statt durch Massenandrang ausgeschlossen zu werden.

4. Internationale Vorbilder
Solche Regelungen gibt es längst weltweit – von Nationalparks in den USA über Strände in Thailand bis zu berühmten Sehenswürdigkeiten wie Machu Picchu. Sardinien folgt hier einem globalen Trend zur Steuerung von Overtourism.

Argumente, warum es als Bevormundung empfunden werden kann

1. Einschränkung der Spontaneität
Viele Reisende lieben gerade das Ungeplante: morgens losfahren, irgendwo ankommen, baden gehen. Digitale Reservierungen und Zeitlimits nehmen diesem Erlebnis seine Freiheit.

2. Technische und soziale Barrieren
Nicht alle Menschen – besonders Ältere oder technisch weniger Versierte – kommen mit Apps oder Onlinebuchungen zurecht. Auch Menschen ohne Kreditkarte oder stabile Internetverbindung haben es schwer.

3. Kommerzialisierung der Natur
Eintrittsgebühren für einen natürlichen Strand können als Zeichen gewertet werden, dass Natur privatisiert oder monetarisiert wird – das empfinden manche als Eingriff in ein öffentliches Gut.

4. Ungleichheit im Zugang
Wenn nur bestimmte (geführte oder bezahlte) Gruppen Zugang bekommen, entsteht eine soziale Ungleichheit: Wer Geld und Planungsspielraum hat, darf baden – wer nicht, bleibt draußen.

Ob diese Maßnahmen als Bevormundung oder als notwendige Schutzmaßnahme angesehen werden, hängt stark davon ab, ob man die Freiheit des Einzelnen höher gewichtet oder das Wohl des Kollektivs und der Umwelt. In einer Zeit des Massentourismus wird es zunehmend notwendig, Balance statt Freiheit ohne Grenzen zu suchen – auch wenn das unbequem sein kann.

Zu den bekanntesten Buchten, die von den neuen Regelungen betroffen sind, zählen:

Spontane Badeausflüge sind hier oft nicht mehr möglich. Viele dieser Orte müssen mittlerweile per App im Voraus gebucht werden – meist mindestens 72 Stunden vor dem Besuch. Wer sich nicht daran hält, riskiert Geldstrafen von bis zu 3.500 Euro.

Tuerredda: Digitale Zugangskontrolle ab Juli

Der beliebte, halbmondförmige Strand Tuerredda im Süden Sardiniens ist seit 2020 auf 1.100 Besucher pro Tag begrenzt. Ab Juli 2025 wird der Zugang ausschließlich über eine mobile App buchbar sein – für eine Gebühr von 1 bis 2 Euro pro Tag. Ziel ist es, die empfindliche Umwelt zu schützen und den Besucherandrang besser zu steuern.

Weitere Strände mit Zugangskontrollen

  • Spiaggia Rosa (Insel Budelli)
    Der berühmte rosa Strand darf nur vom Boot aus betrachtet werden. Betreten ist verboten und wird mit Bußgeldern von bis zu 3.500 Euro geahndet.
  • Cala Coticcio & Cala Brigantina (La Maddalena Archipel)
    Nur 60 Besucher pro Tag sind erlaubt. Der Zutritt erfolgt ausschließlich mit lokalem Guide und kostet 3 € pro Person.
  • Cala Brandinchi & Lu Impostu (San Teodoro, Nordosten)
    Besuchslimit von 1.447 bzw. 3.352 Gästen täglich zwischen dem 1. Juni und dem 30. September. Buchung über die San Teodoro App oder spezielle Websites erforderlich.
  • Cala Mariolu
    Maximal 700 Besucher pro Tag von Juni bis November.
  • Cala Goloritzè
    Pro Tag dürfen nur 200–300 Besucher kommen, ebenfalls nur mit vorheriger Online-Reservierung.
  • Villasimius (Südost-Sardinien)
    Strände wie Punta Molentis, Riu Trottu und Portu Sa Ruxi erheben Parkgebühren: 10 € pro Auto, plus 1 € pro Person. Radfahrer und Fußgänger zahlen 3 €.
  • La Pelosa (Stintino, Westküste)
    Der Eintritt kostet 3,50 €, maximal 1.500 Personen pro Tag. Zudem müssen Strandtücher auf Matten gelegt werden, um den Sandverlust zu minimieren.
  • Ogliastra (Ostküste)
    • Cala Biriala: max. 300 Gäste pro Tag, Bootstouren dürfen nur 90 Minuten bleiben.
    • Cala dei Gabbiani: ebenfalls auf 300 Personen beschränkt, Aufenthaltslimit: 2 Stunden.

Sardinien folgt dem Trend gegen „Overtourism“

Mit diesen Maßnahmen schließt sich Sardinien einem größeren Trend an. Wie Venedig, das Tagesbesucher mit Eintrittsgebühren belegt, oder Portofino, das Stehenbleiben in Hotspots verbietet, setzt die Insel verstärkt auf nachhaltigen Tourismus. Ziel ist es, die Umwelt zu entlasten und die lokale Biodiversität zu schützen – vor allem in der stark frequentierten Hochsaison.

Also: Frühzeitig planen oder einen kostenfreien Strand besuchen

Wer Sardiniens Strände im Sommer besuchen möchte, sollte sich frühzeitig informieren und rechtzeitig buchen. Ohne vorherige digitale Reservierung kann der Zugang verwehrt werden – ein Risiko, das sich durch einfache Planung vermeiden lässt.


Verfügbare Apps und Buchungsseiten:

Sehr ärgerlich, leider ist das alles nicht einheitlich, sondern jeder kocht ein eigenes Süppchen. das ist nicht besucherfreundlich.

  • San Teodoro App: Diese App ermöglicht die Buchung von Stränden wie Cala Brandinchi und Lu Impostu. Futurezone
  • Spacli: Eine browserbasierte Plattform, die für die Reservierung des Strandes Tuerredda genutzt wird. TRAVELBOOK
  • Sardinia Beaches App: Diese App bietet Informationen zu über 500 Stränden auf Sardinien, einschließlich Standort, Bewertungen und Wetterbedingungen.
  • Maybay Sardinien App: Diese App hilft dir, basierend auf Wetterbedingungen und anderen Faktoren den besten Strand in deiner Nähe zu finden. ApplePlaystore
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